Vorbereitung auf Prüfungen
Vorbereitung auf Prüfungen Prüfungen kommen im schulischen Bereich in vielerlei Formen vor, die vom schlichten "Abgefragtwerden" im Unterricht bis hin zur mündlichen und schriftlichen Abiturprüfung reichen können. Sie können das Leben und die Befindlichkeit einer Schülerin oder eines Schülers mitunter ganz entscheidend prägen, stellen sie doch in gewisser Weise Extremsituationen in einem Alltag dar, in dem man ansonsten gelernt hat, ruhig seinen Kurs zu halten. Schulische Prüfungen sind wichtig. Die Frage stellt sich also: Wie kann ich den notwendig entstehenden Stress im Hinblick auf Prüfungen so vermindern, dass mir daraus zum einen keine schwerwiegende Belastung für Leib und Seele entsteht und zum andern auch das Ergebnis der Prüfung angenehm ausfällt? In dieser letzten Folge der Textreihe "Das Lernen lernen" gehe ich daher folgenden Fragen nach:
Formen, Zweck und Bedeutung von PrüfungenZur Bewältigung der "normalen" Prüfungsangst kann es nützlich sein, dass man sich über Form, Zweck und Bedeutung der einzelnen Prüfungen Klarheit verschafft. Jeder am Schulbetrieb Beteiligte kennt ihre alltäglichen Formen:
Das Abitur nimmt unter den Schulprüfungen eine besondere Stellung ein, da es sich aus mehreren schriftlichen Prüfungsteilen und mindestens einem mündlichen Prüfungsteil zusammensetzt. Es werden umfangreiche Stoffgebiete geprüft, und es stellt einen Ausbildungsabschluss und einen wichtigen Qualifikationsnachweis für Studium und Berufsausbildung dar. Zweck und Bedeutung von Prüfungen lassen sich auf zweierlei Weise charakterisieren:
zu kontrollieren und zu bewerten. In dieser Form haben Prüfungsergebnisse in Form einer Note auch Auswirkungen auf die Vergabe von Zukunftschancen (Studien- bzw. Ausbildungsplatz; spätere Verdienstmöglichkeiten etc.). Planung von PrüfungenLangfristige Prüfungsplanung Es ist eine altbekannte, aber im täglichen Lernbetrieb immer wieder ignorierte Tatsache, dass kurzfristiges "Pauken" unmittelbar vor einer zu erwartenden Prüfung selten den erhofften Erfolg bringt. Unter Rückverweis auf die in Folge 2 erläuterten biologischen Grundlagen des Lernens gilt: Nicht die kurzfristige Vorbereitung bestimmt wesentlich das Prüfungsergebnis, sondern (siehe Folgen 3 und 4):
Das heißt z.B. für einen Schüler, der in der Regel 2 bis 2 1/2 Stunden für Hausaufgaben aufwendet, dass er durch Intensivierung vor Prüfungen diese Zeit höchstens um 2 Stunden erhöhen kann. Damit ist meistens die Aufnahmefähigkeit für neuen Lernstoff erschöpft. Deshalb kommt vieles darauf an, die Prüfungsvorbereitung frühzeitig zu beginnen und rechtzeitig vor dem Prüfungstermin abzuschließen. Hier helfen nur Planung und Organisation, Fehleinschätzungen des Zeitbedarfs, Termindruck und Stress zu vermeiden. Aber es kommt nicht nur auf die aufgewandte Lernzeit an, sondern auch auf die richtige Auswahl des für die Prüfung wichtigen Stoffes und auf die Intensität und Qualität des Lernens. Daraus folgt, dass man erst planen und lernen kann, wenn man weiß, was gelernt werden muss. Informationen dazu geben:
Darüber hinaus gibt es als weitere Informationsquellen Prüfungshinweise mehr inoffizieller und schulinterner Art, von denen man profitieren kann:
Mittelfristige Prüfungsplanung Am Anfang einer gezielten Prüfungsvorbereitung sollte für jedes Fach eine Bestandsaufnahme stehen, die folgende Fragen zu beantworten sucht:
Die Fragen - nach Fächern und Themenbereichen getrennt aufgestellt - ergeben das Lern-Soll, das mit der zur Verfügung stehenden Lernzeit abgestimmt werden muss. Eine in dieser Weise vorgenommene Prüfungsplanung erfordert:
Es ist wohl überflüssig zu betonen, dass alle Planung sinnlos bleibt, wenn sie nicht auch in die Tat umgesetzt wird ;-). Kurzfristige Prüfungsplanung Trotz der vorgeschlagenen lang- und mittelfristigen Maßnahmen bleibt es in der Regel nicht aus, dass man in den Wochen vor dem Prüfungstermin die Anstrengungen erhöht. Damit sie nicht zum Stress werden, gibt es auch hier zu beachtende Regeln:
Die Prüfungsvorbereitung auf einen Blick:
PrüfungsverhaltenSchriftliche Prüfungen Für die Arbeit in schriftlichen Prüfungen gibt es einige erprobte Regeln, die nützlich sein können:
Mündlichen "Prüfungen" muss sich der Schüler im normalen Schulalltag in den verschiedenen Fächern laufend unterziehen. Infolge der Häufigkeit solcher Situationen sind diese für den Schüler durchschaubar. Eine Sonderstellung nimmt in der Schule die Abiturprüfung ein, deren mündlicher Teil sich von vielen anderen Prüfungen dadurch unterscheidet, dass sie häufig vor einem größeren Zuhörerkreis über relativ umfangreiche Stoffgebiete stattfindet. Trotz dieser zunächst angsteinflößenden Umstände kann diese Prüfung an Schrecken verlieren, wenn man bedenkt, dass der Prüfling Eigenarten, Vorlieben und Fragestellung des prüfenden Lehrers aus jahrelanger Erfahrung abzuschätzen weiß. Hilfreich kann auch die Einsicht sein, dass der Prüfer selbst sich gegenüber seinen Fachkollegen bzw. Vorgesetzten in einer prüfungsähnlichen Situation befindet. Es gibt einige brauchbare Tipps für das Verhalten in mündlichen Prüfungen. Hier sind einige davon:
Weil die mündliche Prüfung ein Gespräch ist, stirbt die Unterhaltung, wenn man glaubt, nur fertige Ergebnisse vortragen zu dürfen. Wichtig ist, dem Prüfer Gelegenheit zu geben, zu erkennen, wie man zu Ergebnissen kommt; und nur so kann der Prüfer korrigierend und lenkend eingreifen, sobald man auf Abwege oder in Sackgassen zu geraten droht. Die meisten Prüfer sind ja bereit, Hilfe zu geben, wenn man ihnen auch Möglichkeiten dazu bietet.
Der Prüfer erwartet eine Reaktion auf seine Frage. Gib zu erkennen, ob du die Frage gehört und verstanden hast, z.B. durch Wiederholung oder durch eine Formulierung der Aufgabe mit eigenen Worten. Wenn das geschieht, kann man mit dieser wiederholenden Formulierung testen, ob die Richtung des vorgestellten Lösungsweges stimmt, z.B.: "Meinen Sie Ihre Frage in Richtung auf ...?" "Wollen Sie von mir hören, was ...?" Verunsichere den Prüfer nicht durch Schweigen!
Wer alles auf Anhieb weiß, erhält eine sehr gute Note. Zwischen 00 und 15 Punkten liegt aber noch eine ganze Bandbreite, d.h., dass man nicht gleich den Kopf in den Sand stecken muss, wenn man eine Frage nicht sofort vollständig beantworten kann. Jede Prüfung hat Abschnitte, in denen man Fragen nur teilweise oder gar nicht beantworten kann. Es empfiehlt sich dann, anstatt aufzugeben oder zu verstummen, Lücken offen einzugestehen, aber das zu äußern, was man weiß. Dazu eignen sich z.B. folgende Formulierungen: "Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es könnte ungefähr so sein, dass...", oder "Mir fällt im Augenblick der Ausdruck nicht ein, aber es handelt sich ...", und man versucht den Gegenstand mit anderen Worten zu umschreiben.
Prüfer reagieren normalerweise auf falsche oder zutreffende Antworten mit Gesten, zustimmenden oder ablehnenden Gebärden. Diese Hilfen und Tipps sollte man beachten, da sie einem Hinweise geben, ob man auf der richtigen oder falschen Fährte ist. Hier gilt ebenfalls: Stummes Nachdenken fordert auch keine Hilfen heraus.
Verstelle dir Lösungswege nicht durch kompliziertes Denken ("Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht"). Häufig wird viel Einfacheres und näher Liegendes gefragt, als man vermutet. Gerade zu Beginn einer Prüfung versuchen Prüfer durch einfache Fragen und Rückgriff auf Spezialgebiete, dem Prüfling wohlwollend entgegenzukommen, um ihm Selbstvertrauen und Sicherheit zu geben.
Biete dem Prüfer Gelegenheit, dich über Themen zu prüfen, in denen du dich besonders sicher fühlst. Oft lässt sich in Prüfungen durch geschickte "Lenkung" der Prüfende veranlassen, auf deine Hinweise einzugehen. Ob er das tut, ist natürlich in sein Belieben gestellt, wie überhaupt eine solche Lenkung nur geschickt und zurückhaltend versucht werden sollte. Andererseits sind Prüfer gerade bei festgelaufenen Prüfungen dankbar, wenn du ihnen solche Hilfen anbietest. - Nutze die Zeit im Vorbereitungsraum dazu, auf deinem Konzept zu notieren, welche Informationen du auf jeden Fall im Prüfungsgespräch unterbringen willst. Bestehe gegebenenfalls sanft darauf.
Prüfer sind auch Menschen, die Prüfungen hinter sich gebracht haben. Sie kennen feuchte Hände, leicht zitternde Knie und nervöse Gesten und haben für natürliche Nervosität Verständnis. Kein Verständnis und kein Mitleid empfinden sie, wenn Nervosität als Entschuldigung für mangelhafte Leistungen vorgetäuscht wird. Eine der Prüfungssituation angemessene Nervosität ist hingegen natürlich. Deshalb kann man sie ruhig zeigen.
Eine realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten und Kenntnisse und damit der erreichbaren Prüfungsergebnisse baut Angst vor Versagen, Selbstüberschätzung und übersteigerte Erwartungen ab und stabilisiert Psyche und Nerven. Wer jahrelang in einem Prüfungsfach nur eine "Vier" hatte, kann schlechterdings in einer Prüfung nicht auf eine "Zwei" hoffen. Wer andererseits kontinuierlich eine gute Note hatte, kann auch in der Prüfung auf ein ähnliches Ergebnis hoffen.
Auf keinen Fall sollte man Prüfungen vorzeitig abbrechen, sondern bis zum Ende durchhalten. Fachlich begründete Prüfungsmisserfolge sind in der Regel durch Wiederholung wettzumachen. Wird eine Prüfung hingegen abgebrochen, gräbt sich diese Situation oft traumatisch in die Psyche ein und löst später immer wieder panische Angstgefühle aus.
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